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H E G E F L Ä C H E N 

 
   
   
   
   
   


H E G E F L Ä C H E N   I M   T A U N U S 

Mit der Aktion „Hegeflächen im Taunus“ beschreitet die Naturlandstiftung Hessen – Kreisverband Hochtaunus e.V. in Zusammenarbeit mit Landwirten und Jägern neue Wege in der Anlage von Biotopflächen in der Feldflur.

Wachteln, Feldlerchen, Goldammern, Rebhühner, Fasane und Hasen, viele heimische Tierarten sind selten geworden in der Feldflur. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig und nicht eindeutig zu bestimmen. Fest steht, dass nicht eine Ursache alleine für den Artenrückgang verantwortlich gemacht werden kann. Ein Grund ist sicher der schwindende Lebensraum, gerade im Ballungsgebiet Rhein-Main.
Die anhaltenden Flächenverluste durch Verkehr, Siedlung und Gewerbe sowie die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen auch den landwirtschaftlichen Betrieben trotz moderner, rationeller und umweltschonender Produktionsverfahren, gleich welcher Ausrichtung, keinen Spielraum mehr, ohne wirtschaftlichen Ausgleich Biotopflächen zur Verfügung zu stellen. Daher sind in der (noch) unverbauten freien Feldflur „unproduktive“ Flächen, die nicht geerntet und im Herbst oder Frühjahr nicht wieder zur Produktion von Nahrungsmitteln und „nachwachsenden Rohstoffen“ benötigt werden, zumindest in den günstigen Ackerbaulagen nicht vorhanden. Die Folge ist, dass den verschiedenen Vogel- und Wildarten gerade zum Zeitpunkt der Ernte im Sommer aber auch in den Wintermonaten in der freien Feldflur nur wenige geeignete Areale verfügbar sind.

Dieses Lebensraumdefizit soll nun insbesondere in den Ackerbauregionen gefüllt werden. Erstmals unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Aufwendungen und pflanzenbaulichen Erfordernisse aus der Sicht der Landwirtschaft werden von den Landwirten einzelne Ackerflächen der Feldgemarkung für ein bis drei Jahre nicht mit Marktfrüchten bestellt, sondern als Biotopfläche angelegt. Eine spezielle Ansaatmischung bietet dabei beste Voraussetzungen für die „Leitarten“ Hase und Rebhuhn zur Deckung, Nahrung und auch Aufzucht der Jungen. Nach dieser Periode gehen die Flächen dann wieder „in Produktion“, und vom Landwirt werden wiederum andere Flächen bereitgestellt. Die Biotopflächen „rotieren mit der Fruchtfolge“, wie der Fachmann diesen Wechsel von Kulturen auf einer Fläche bezeichnet.

Der Ertragsausfall und die Kosten für die Anlage der „Hegeflächen“ wie Saatgut, Bestellung und Pflege müssen dem Landwirt ersetzt werden. Bei einem entgangenen Gewinn von durchschnittlich ca. 700 € je ha und Jahr, Saatgutkosten von 200 € und jährlichen Bestell- bzw. Pflegekosten in Höhe von 100 € sind dem mitwirkenden Landwirt somit jährlich 1000 € zu ersetzen. Diese Kosten werden in der Pilotphase von der Naturlandstiftung übernommen, wobei in vielen Fällen die örtliche Jagdgenossenschaft und der jeweilige Jagdpächter sich maßgeblich an den Kosten beteiligen. Darüber hinaus unterstützen der Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Hochtaunus und die Jägervereinigung Usingen das Vorhaben der Naturlandstiftung Hochtaunus. Öffentliche Gelder werden derzeit nicht in Anspruch genommen. Die Naturlandstiftung verbindet mit dem Projekt aber die Hoffnung, dass bei erfoplgreicher Einführung der „Hegeflächen“ in die Praxis später auch Fördergelder aus EU-, Bundes- und/oder Landesmitteln bereitgestellt werden können. Für die beteiligten Städte und Gemeinden stellt das „Hegeflächen“- Projekt auch eine Möglichkeit dar, den naturschutzrechtlich geforderten Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft durch entsprechende Verträge mit den Landwirten zu realisieren.

In diesem Jahr werden erste Flächen in den Gemarkungen Bad Homburg, Ober-Erlenbach, Weiskirchen, Wehrheim und Weilrod angelegt, um erste Erfahrungen zu sammeln. In den kommenden Jahren sollen Zug um Zug weitere „Hegeflächen“ in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und der Jägerschaft entstehen. Die Organisatoren sind sich mit ihren Partnern aus Landwirtschaft und Jagd sicher, dass sich die „Hegeflächen“ zu einem zukunftsfähigen Naturschutzmodell auch über die Grenzen des Hochtaunuskreises hinaus entwickeln werden und einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Bereicherung unserer Kulturlandschaft leisten können. Denn eines ist allen Beteiligten klar: Naturschutz ist nicht gegen, sondern nur mit der Landwirtschaft machbar.



Naturlandstiftung Hessen –Kreisverband Hochtaunus e.V.-
Dr. Nikolaus Bretschneider-Herrmann, 1. Vorsitzender.